Juni 2019

Hauptuntersuchungen

An den Personenwagen 3692, 3694, 2076, 2077 und 2078 wurde in den letzten Wochen eine Hauptuntersuchung durchgeführt. Was sich so einfach schreibt, bedingt einiges an Arbeit, deren Umfang von Außenstehenden kaum eingeschätzt werden kann. Folgende Arbeitsschritten fallen unter anderem an:

• Wagen gründlich reinigen mit Dampfstrahler.

• Achshalterstege und Bremsgestänge demontieren.

• Wagen auf Hebebockanlage anheben, Radsätze ausbauen, Achslager abbauen.

• Bremsgestänge reinigen, alle Bolzen und Buchsen kontrollieren, ggf. erneuern.

• Puffer und HakenSpindelkupplung ausbauen, reinigen, Rissprüfen durch Farbeindringverfahren in Eigenleistung.

• Achsen gründlich von Farbe befreien, Rissprüfung mit Ultraschallgerät durch externe Firma.

• Radsätze neu lackieren, Verdrehmarkierungen am Radreifen anbringen.

• Alle luftsteuernden Teile ausbauen, Bremszylinder öffnen, reinigen, fetten, falls erforderlich Kolbenmanschette erneuern. Bremssteuerventil aufarbeiten lassen.

• Federn und Federböcke ausbauen, Bolzen und Buchsen falls erforderlich erneuern, Federn auf gleichmäßige Federkraft prüfen, reinigen, fetten.

• Rahmen auf Risse und sonstige Schäden untersuchen, wo nötig entrosten und lackieren.

• Sonstige Schäden am Wagenkasten beseitigen, bei Bedarf Bühnen- und Aufstiegsbretter erneuern.

• Alle ausgebauten Teile wieder einbauen, Wagen einachsen, gleichmäßige Höhe des Wagens einstellen, alles abschmieren, Bremse prüfen, Luftdichtheit prüfen, Probefahrt.

• Untersuchungsdatum am Wagen anbringen.

• Alle ausgeführten Arbeiten in Wagenakte dokumentieren.

Wie ersichtlich, bedeutet eine solche Hauptuntersuchung sehr viel Arbeit, welche die Werkstatt Warthausen in den letzten Monaten sehr beansprucht hat. Nun sind wir sehr froh, dass diese Arbeiten weitgehend abgeschlossen werden konnten. Lediglich der Sommerwagen Osm 578 Stg benötigt nun noch eine Hauptuntersuchung. Diese werden wir in den nächsten Wochen durchführen.

Personenwagen Stg 132

Bei unserem Württemberger haben wir den gesamten Wagenkasten zerlegt. Der komplette Holzaufbau des Wagens muss neu gefertigt werden. Dazu lagert in unserer Schreinerei bereits seit Wochen eine große Menge Eichenholz und wartet auf die Weiterverarbeitung. Die Lagerung und Akklimatisierung sind sehr wichtig, damit das Holz beim Sägen und Hobeln nicht reißt und sich nicht verzieht. Ein Seitenteil wurde komplett als Muster eingelagert. Am nun freigelegten Rahmen konnten wir mehrere problematische Roststellen erkennen. Alle befinden sich am Übergang von der Bühne zum Wagenkasten, wo über Jahrzehnte eingedrungenes Wasser seine schädliche Arbeit verrichten konnte. Wir haben diese Stellen gründlich ausgebessert. Die Pufferführungen sind stark ausgeschlagen, diese müssen wir neu bauen, wofür wir entsprechende Brennteile beschafft haben. Auch eine Rahmenendplatte muss erneuert werden, weil wohl durch heftige Rangierstöße diese Platte nach innen gebogen war. Wir haben die Platte entfernt und eine neue Platte ausschneiden lassen, welche wir nun noch bohren und mit Passschrauben am Rahmen befestigen werden. Alle Teile des Bremsgestänges sind schon von einer oft einige Millimeter dicken Dreck- und Rostschicht befreit und grundiert.

Sämtliche Leimbinder für das Dach sind inzwischen neu gefertigt worden. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Arbeiten am Wagen Mitte März eingestellt, in den nächsten Wochen wollen wir jedoch mit frischer Kraft die Arbeiten am Wagen fortführen.

Fahrradwagen Stg 16 819

Nach Einbau der neuen Bretter und der neu gefertigten Lüftungsklappen, haben wir den Wagen vollständig angeschliffen und zweimal lackiert. Nachdem auch die Beschriftung des Wagens erneuert wurde, macht der Wagen nun wieder einen beinahe fabrikneuen Eindruck.

Personenwagen Stg 4047

Die Arbeiten an diesem Personenwagen konnten bei der Zillertalbahn weitestgehend abgeschlossen werden. Als letzte Arbeit wurde eine neue Verblechung des Wagenkastens angebracht und der Wagen lackiert. Lediglich das Dach des Wagens muss nun noch durch eine externe Firma aufgebracht werden, was sich leider bisher verzögert hat. Unmittelbar nach Fertigstellung werden wir den Wagen nach Warthausen transportieren und die von uns bereits gefertigten Tische einbauen. Die Tische für den Wagen haben wir in den letzten Wochen zugesägt und lackiert, so dass diese einbaufertig bereits in Ochsenhausen vorhanden sind. Damit wird dann ein zweiter Wagen mit Tischen zur Verfügung stehen. Das hilft unserem Bewirtungsteam sehr, da Gruppen von Busunternehmen häufig nicht in einem Wagen Platz haben. Leider werden wir wohl dieses Jahr keine Gelegenheit mehr für eine entsprechende Einweihung haben.

Diesellokomotive V 51 903

Leider konnte auch unser derzeit größtes Projekt bedingt durch die Corona-Pandemie nicht wie geplant weitergeführt werden. Über den Winter wurden die Pufferführungen der Lok komplett neu gebaut. Zwei neue Puffer sollten im Frühling fertiggestellt und alles dann in den Rahmen der jetzt noch aufgebockten und dadurch gut zugänglichen Lok eingebaut werden. Allerdings konnten hierfür nicht alle Teile von Zulieferern bekommen werden. Auch die noch geplante zusätzliche Lackierung des Rahmens im Innenbereich und die Vorbereitung der Drehgestelle zum Einbau warten noch auf die Ausführung. Ursprünglich sollte die Lok am jetzt aber ebenfalls abgesagten Bahnhofsfest auf eigenen Achsen präsentiert werden. Trotzdem hoffen wir, dass wir mit diesem Projekt im Sommer noch ein gutes Stück weiterkommen. Zumindest mit Arbeiten, die wir in Eigenleistung durchführen können. Schließlich sind mit der Absage der großen Veranstaltung und dem Entfall der Einnahmen aus dem Speisewagen auch die wichtigsten Quellen zur Finanzierung des Projektes erst einmal versiegt.

Wagenhalle Warthausen

Was lange währt, wird endlich gut. Am 02. April 2020 konnte die Öchsle Bahn AG als Bauherr endlich die Plangenehmigung für die Fahrzeughalle Warthausen in Empfang nehmen. Die Plangenehmigung stellt bei der Eisenbahn die im Privaten übliche Baugenehmigung dar, so dass rechtlich mit dem Bau der Halle begonnen werden kann. Inzwischen sind die Ausschreibungsunterlagen in Arbeit. Sobald diese fertiggestellt sind, wird der Bau der Fahrzeughalle und der nötigen Gleise ausgeschrieben.

Die auf dem Gelände der Fahrzeughalle lagernden Kies- und Schotterhaufen von früheren Gleisbauarbeiten an der Strecke hat eine Firma im Februar entfernt und im äußersten südlichen Zipfel des Geländes aufgeschüttet und somit ein Ersatzbiotop für Eidechsen geschaffen. Die auf dem Gelände der Gleisanbindung der Halle noch vorhandenen Kieshaufen wurden Ende Mai mit Planen abgedeckt, um dort lebende Eidechsen zu vertreiben. Diese Abdeckung muss abschnittsweise durchgeführt werden, um die Eidechsen möglichst sanft zu vertreiben. Die Fläche der Gleisanbindung kann damit im Juni beräumt werden, so dass auf dem gesamten Baugelände dann Baufreiheit besteht. Einige noch auf dem Gelände rund um die Fahrzeughalle lagernde Schwellen, diverser Schrott und Müll wurden entsorgt. Es freut uns sehr, dass dieses für eine gesicherte Zukunft unserer Museumsbahn immens wichtige Projekt nun endlich umgesetzt werden kann.

Bahnhofsgelände Warthausen

Viele Jahre „zierte“ er das Bahnhofsgelände Warthausen, ein normalspuriger ehemaliger Personenwagen Bauart 3yg, später umgebaut als Wohn-/Werkstattwagen für Bauzüge. Beschafft wurde der Wagen von der ersten Betriebsgesellschaft des Öchsles vor über 30 Jahren als Aufenthalts- und Lagerraum für den Bahnhof Warthausen. Diese Funktion hatte der Wagen schon seit vielen Jahren verloren. Die komplizierten Eigentumsverhältnisse verhinderten jedoch bisher eine Entfernung des Wagens. So stand der Wagen von Vandalismus gezeichnet an der Zufahrt zu den Parkplätzen für unsere Fahrgäste und störte uns sehr. Nach intensiven Bemühungen konnte die Öchsle Betriebsgesellschaft den Wagen im Herbst 2019 erwerben. Über den Winter wurde der Wagen komplett ausgeschlachtet, so dass zum Schluss nur noch der Rahmen und die Metallteile des Wagenkastens vorhanden waren. Fast alles ausgebaute Altholz konnten wir kostenlos entsorgen, die kleine Restmenge an Abfall über die Mülltonne. Der so „ausgebeinte“ Wagen wurde am 23. März von einem Ulmer Schrotthändler zerlegt. Das mit Schotter zugeschüttete bisherige Abstellgleis des Wagens wurde freigelegt, der aus Erde aufgeschüttete Prellbock entfernt. Am bisherigen Standplatz des Wagens soll der bis ca. 1970 dort stehende Kleinlokschuppen des Bahnhofes Warthausen wieder entstehen, in dem wir dann unsere Kleinlok Kö 0262 unterstellen können. Damit soll eine Einrichtung des Bahnhofes Warthausen wieder entstehen, welche von 1935 bis 1970 diesen Bereich des Bahnhofes geprägt hat. Zusammen mit dem Waaghäuschen der früheren Gleiswaage und einem Lademaß könnten frühere Einrichtungen des Bahnhofes Warthausen unseren Besuchern gezeigt werden. Das Fundament des Waaghäuschens hat die Zeiten überdauert, ein historisches Lademaß möchten wir künftig übernehmen.

Das Gleis der Verladerampe für Schmalspurfahrzeuge im Bahnhof Warthausen wurde freigelegt. Dieses Gleis hing bisher teilweise in der Luft, da der aufgeschüttete Schotter des steil ansteigenden Gleises seitlich abgerutscht war. Hier haben wir eine kleine Mauer aus Natursteinen errichtet und den Schotter wieder angeschüttet. Es gibt in den gesamten westlichen Bundesländern keine solche Verladerampe mehr, deshalb ist uns die Sicherung und museale Gestaltung dieser Einrichtung wichtig. Bei Führungen über den Bahnhof Warthausen kann den interessierten Besuchern diese Einrichtung nunmehr präsentiert und erläutert werden.

Beim Gleis zwischen dem Lokschuppen und dem Hochwassergraben konnten wir mit der Fertigstellung des Randweges eine jahrelange Dauerbaustelle abschließen. Das in den vergangenen Jahren dort aufgeschüttete Material wurde mit einem Vlies abgedeckt und dieses Vlies mit Schotter überdeckt. Einen weiteren noch fehlenden Teil des Randweges haben wir mit Kies aufgeschüttet. Mit dem nun beidseitig auf voller Länge vorhandenem Randweg entlang des Gleises können nun Reinigungs- und Unterhaltungsarbeiten an den Wagen im Bereich des Lokschuppens besser erfolgen, ohne dass die Gefahr eines Absturzes in den Hochwassergraben droht.

Wagen allgemein

Bei allen Wagen erfolgte vor Saisonbeginn eine gründliche Reinigung, Durchsicht und Schmierung aller beweglichen Teile. Alle Wagen wurden in Warthausen auf den dortigen Gleisgruben gründlich von unten durchgesehen und die nötigen Bremsrevisionen und Fristarbeiten durchgeführt. Kleinere Schäden an den Fahrzeugen wurden sofort behoben. Für diese Arbeiten wurden einige Tage benötigt. Ebenfalls viel Aufwand, welcher für Außenstehende und unsere Fahrgäste kaum erkennbar ist.

Bahnhof Ochsenhausen

Die hölzerne Laderampe des Güterschuppens am Bahnhofsgebäude Ochsenhausen war auf der Gleis- und damit „Wetterseite“ stark geschädigt. Die dauernde Einwirkung der Witterung und eine wenig durchdachte Ausführung der Laderampe bei der Sanierung des Gebäudes 1990 haben dazu geführt, dass die damals eingebauten Balken durch Fäulnis zersetzt waren. Dadurch war auch die Statik des Güterschuppens gefährdet, da das Gebäude auf diesen Balken steht, die zugleich auch den Boden im Gebäude tragen. Durch eine ortsansässige Zimmerei wurden alle Balken ausgetauscht. Dazu musste auch der Boden des Gebäudes während der Baumaßnahme teilweise entfernt werden. Die neuen Bretter der Laderampe sind nun seitlich an den Tragbalken angeschraubt, oben auf den Balken liegt eine wasserundurchlässige Folie. Damit dürfte den Balken nunmehr eine deutlich längere Lebensdauer beschieden sein. Auch wurde der Pflasterbelag rund um das Bahnhofsgelände gerichtet. Hier hatten sich mehrere Stellen abgesenkt. Alle diese Arbeiten wurden von der Stadt Ochsenhausen als Gebäudeeigentümer getragen. Herzlichen Dank hierfür! In Eigenleistung haben wir den kompletten Boden des Güterschuppens mehrfach gestrichen.

Die im Vereinseigentum stehende Küche des Güterschuppens haben wir mit einer neuen Anrichte mit Unterschränken und Schubladen ergänzt. Das bisher dort stehende Regal war für die Lagerung unseres Geschirrs nicht sonderlich gut geeignet. Es ist jetzt besser vor Staub geschützt und es steht einiges mehr an Platz zu Verfügung. Unser Personal hat gleichzeitig eine größere Fläche für Vorbereitungsarbeiten zur Verfügung. Ergänzend liefen einige Umräumarbeiten im Dienstraum und im Lagerraum.

Lokschuppen Ochsenhausen

Hier gibt es ebenfalls gute Neuigkeiten: Der Verteilerausschuss des Bundestages hat für die Sanierung des Lokschuppens der Stadt Ochsenhausen Bundesmittel in Höhe von 250.000,- € zugesagt. Mit diesen Mitteln und hoffentlich weiteren Mitteln der Denkmalstiftung und des Denkmalamtes sowie natürlich Eigenmitteln der Stadt soll der Lokschuppen Ochsenhausen in den nächsten Jahren saniert werden. Die Gesamtkosten der Lokschuppensanierung werden aktuell auf ca. 500.000,- € geschätzt. Bei der Sanierung soll besonderer Wert auf den Erhalt der Gebrauchsspuren und des Flairs des Lokschuppens gelegt werden. So fordert das Denkmalamt z.B. den Erhalt des Innenputzes mit seinen jahrzehntealten Spuren des Dampflokeinsatzes. Für uns besonders wichtig ist aber, dass die Aussicht besteht, dass wir in absehbarer Zeit wieder ein dauerhaft dichtes Dach über dem Kopf haben. Nach jedem größeren Sturm oder Platzregen gibt es Wassereinbrüche durch das Dach und das Reparieren der Schadstellen ist jedes Mal eine aufwändige und nicht ganz ungefährliche Arbeit.

Im Lokschuppen haben wir außerdem eine schon länger geplante Umräumaktion durchgeführt. Eine seit langem nicht mehr benutzte alte Drehmaschine wurde aus dem Lokschuppen entfernt. Wegen ihrer Abmessungen konnte sie allerdings nicht mit dem Gabelstapler durch das Tor gebracht werden, sondern musste im Lokschuppen auf einen Flachwagen verladen werden. Auf dem so gewonnenen Platz haben wir unsere weitere Drehmaschine und unsere große Standbohrmaschine aufgestellt, die bisher in unserem Lackierraum standen. Zusammen mit der Entfernung weiterer nicht mehr benötigter Dinge haben wir nun ungewohnt viel Platz in unserem Lackierraum, den wir aber für die vielen Lackierarbeiten dringend benötigen. Gerade in der kälteren Jahreszeit können nur in diesem Raum Lackierarbeiten durchgeführt werden, da der restliche Lokschuppen nicht beheizbar ist.

Andreas Albinger / Bernhard Günzl