Januar 2020

Personenwagen Stg 3724 und 3694

Die Hauptuntersuchung am Personenwagen Stg 3724 konnten wir inzwischen abschließen. Nachdem sich am Rahmen des Fahrzeuges Rostnester gebildet hatten und die Farbe stark abblätterte, haben wir den gesamten Rahmen mit Hilfe von Druckluftnadlern von alter Farbe befreit. Anschließend wurde der Rahmen mit Flex und Topfbürste abgeschliffen und ein neuer Farbaufbau aufgebracht. Nach Wiedereinbau aller ausgebauten Bauteile und einer abschließenden Grundreinigung des Fahrzeuges konnten wir den Wagen wieder in unseren Zug einstellen, so dass er rechtzeitig zu den Weihnachtsmarkt- und Nikolausfahrten wieder zur Verfügung stand.

Unmittelbar danach haben wir mit der Hauptuntersuchung des zweiten Haubendachwagens Stg 3694 angefangen. Auch diesen Wagen haben wir mit Hilfe unserer Hebeböcke von seinen Radsätzen gehoben und alle luftsteuernden Bremsteile, Bremsgestänge, Federaufhängungen und Puffer ausgebaut.

Die Radsätze wurden bereits auf Risse geprüft. Zum Glück ohne Befund. Nach der Prüfung haben wir die Radsätze schwarz lackiert.

Die stark ausgeschlagenen Federaufhängungen des Wagens mussten ausgebohrt und neu gefertigte Messingbuchsen eingepresst werden.

Am Rahmen des Wagens waren einige Instandsetzungsarbeiten erforderlich, ehe er neu lackiert werden konnte. Dieser Wagen wird in Kürze fertig gestellt sein. Dann wird der dritte Haubendachwagen Stg 3692 in Angriff genommen. Bei unseren Haubendachwagen muss man bedenken, dass sie seit über 110 Jahren fast ohne Unterbrechung im Einsatz sind.

Personenwagen Stg 132

Die Arbeiten zur grundlegenden Aufarbeitung dieses Wagens gehen gut voran. Am Wagen wurden alle seitlichen Bleche entfernt. Auch wurden die gesamte Inneneinrichtung, die Fenster, das Dach und der komplette Bühnenaufbau mit Boden, Drehtüren, Aufstiegen und Übergängen abgebaut.

Wir haben am Wagen aber nicht nur abgebaut. Inzwischen sind auch die ersten neuen Teile entstanden. Zum Neubau des Daches benötigen wir gebogene Dachspriegel, die wir als Leimbinder herstellen. Hierfür haben wir eine Form gebaut. In dieser können die selbstgefertigten Eichenholzlatten mit einer Vielzahl von Schraubzwingen zusammengeleimt und in Form gebracht werden. Zum restlosen Aushärten müssen die Leimbinder mehrere Tage in dieser Form verbleiben. Inzwischen sind auf diese Weise bereits zehn der insgesamt nötigen 14 Leimbinder entstanden. Alles für das neue Fachwerk und die Fenster benötigte Eichenholz ist mittlerweile beschafft und teilweise schon zugeschnitten und gehobelt. Die Beschaffung von hochwertigem getrocknetem Eichenholz in passenden Rohmaßen ist immer wieder eine neue Herausforderung. Beim Bau der Wagen wurden seinerzeit Balken und Bretter in Längen bis 10 m verwendet. Solche Längen sind heute gar nicht mehr bezahlbar zu bekommen. Es muss also passend zusammengesetzt werden.

Fahrradwagen Stg 16 819

Bei unserem Fahrradwagen wurde im Zuge der letzten Ausbesserung die Verbretterung des Wagenkastens instandgesetzt. Jetzt waren aber die Schiebetüren auf der Wetterseite, Lüftungsklappen und ein paar noch alte Bretter fällig. Die Rahmen der beschädigten Lüftungklappen sind aus Eichenholz neu entstanden. Für die Schiebetüren wählten wir besonders widerstandsfähiges Lärchenholz. Rechtzeitig vor der Saison, sobald es wieder wärmer ist, wird der Wagen noch eine Neulackierung und Beschriftung erhalten.

Personenwagen Stg 4047

Die Arbeiten an diesem Wagen gehen bei der Zillertalbahn gut voran. Dort wurden die Wagenkastenseitenwände und der Boden neu aus Lärchen- und Buchenholz gebaut. Auch die Inneneinrichtung wurde überarbeitet. Alle Sitzlatten wurden angeschliffen und lasiert. Alle Metallteile der Inneneinrichtung entrostet und in rotbraun bzw. gold neu lackiert.

Die Beblechung des Wagens muss weitgehend erneuert werden. Hierfür wurden von uns neue Bleche in Sondermaßen bestellt.

Auch dieser Wagen wird wieder mit Tischen ausgestattet, so dass uns zukünftig zwei Wagen für Bewirtungen zur Verfügung stehen. In der Vergangenheit war es immer wieder ungünstig, dass für Gruppen in der „Busgröße“ von 60 Personen nicht genügend Plätze mit Tischen vorhanden waren. Die nötigen Tischfüße und Befestigungswinkel sind in der Werkstatt Ochsenhausen neu entstanden. Diese werden mit den ebenfalls von uns zu fertigenden neuen Tischplatten zur Zillertalbahn geliefert.

Die ausgebauten Fenster des Wagens wurden von der Zillertalbahn zur Werkstatt Ochsenhausen gesendet. Hier werden die Fenster von uns zerlegt, die Rahmen überarbeitet und neues Sicherheitsglas eingebaut. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Wagen zu Beginn der neuen Saison 2020 wieder bei uns einsetzen können.

Speisewagen Stg 4045

Über die Wintermonate sind auch an unserem Speisewagen einige Arbeiten fällig. Er wurde dazu im Dezember nach Ochsenhausen überstellt. Der Holzbelag der Bühnenböden muss dringend instandgesetzt und teilweise erneuert werden. In diesem Zusammenhang bekommt auch der Rahmen darunter einen neuen Korrosionsschutz. Die Decken der Bühnen benötigen einen neuen Anstrich, der Tank der Heizung wird erneuert und der Fußboden im Wagen wird angeschliffen und neu eingeölt. Auch sonst sind noch einige kleine Ausbesserungsarbeiten fällig.

Dampflok 99 651

An unserer Dampflok 99 651 haben wir weitere Arbeiten zur optischen Aufarbeitung vorgenommen. Die Fenster der Lok bestanden bisher teilweise aus Plexiglas, welches durch Sonneneinstrahlung stark vergilbt war. Die noch vorhandenen Glasscheiben waren defekt und ebenfalls kaum mehr durchsichtig. Wir haben alle Scheiben ausgebaut und durch neue Glasscheiben aus Sicherheitsglas ersetzt. Zuvor wurden die Fensterrahmen gründlich entrostet und lackiert. Die Lok sieht jetzt optisch deutlich besser aus als zuvor. Mit diesen Arbeiten und weiteren geplanten kleineren Arbeiten an der Lok wollen wir diese Schritt für Schritt in einen guten ausstellungsfähigen Zustand versetzen.

Brennholzbeschaffung

Zum Anheizen unserer Dampfloks benötigen wir je Saison etwa 30 Raummeter Brennholz. Zum Anfeuern werden auch dickere Holzstücke benötigt, da der Heizer sich beim Anfeuern der Lok aufgrund der Vielzahl weiterer Aufgaben nicht ständig ums Feuer kümmern kann.

In den vergangenen Wochen haben wir nun bei verschiedenen privaten Anbietern etwa 40 Raummeter Brennholz beschafft. Aufgrund der derzeitigen großflächigen Borkenkäferplage konnten wir das Holz sehr günstig bekommen. Wir mussten dieses jedoch selbst im Wald aufladen und nach Warthausen fahren. Dazu waren einige Fahrten mit unserem Fahrzeug mit Anhänger nötig. Das bei uns bereits vorhandene Holz muss zum Teil leider noch etwas trocknen, so dass wir auch entsprechend abgelagertes Holz beschafft haben.

Rollbockgruben Warthausen

Bei den Rollbockgruben Warthausen waren früher zwei kleine seitlich offene Hütten vorhanden, in welchen die Bremsschläuche für den Rollbockbetrieb gelagert wurden. Diese wurden leider vor einigen Jahren abgebaut. Die stählernen Grundgerüste der Hütten blieben jedoch erhalten. Wir haben nun eine dieser Hütten wieder erstellt. Dazu musste zuerst ein neues Betonfundament gefertigt werden. Auf dieses wurden die stählernen Grundgerüste befestigt. Mit einer Abdeckung aus Wellblech und rotbraun gestrichenen Brettern an den Stirnseiten wurde das frühere Aussehen wiederhergestellt. Aus Platzgründen wurde nur eine der Hütten aufgebaut. Aufgrund der geänderten Führung des Schmalspurgleises zur Rollbockgrube ist für die ehemals zweite Hütte kein Platz mehr außerhalb des Lichtraumprofiles vorhanden. Rund um die wieder entstandene Hütte haben wir das Gelände neu profiliert. Hier waren die Gleise teilweise bis zur Schienenoberkante zugeschüttet. Die Umgebung der Rollbockgruben zeigt sich nun in einem optisch deutlich besseren Zustand. Das ist wichtig, da der Bahnsteig für unsere Fahrgäste im Bereich der Rollbockgruben liegt. Gleichzeitig ist ein schönes historisches Detail des Bahnhofes Warthausen wieder entstanden.

Wagenhalle Warthausen

Das sehr aufwändige Planfeststellungsverfahren zum Bau unserer Fahrzeughalle steht inzwischen kurz vor dem Abschluss. Es fehlt nur noch die Prüfstatik und die Festlegung der naturschutzfachlichen Ausgleichsmaßnahmen. Beides wurde beauftragt bzw. ermittelt. Die Ausgleichsmaßnahmen für den Eingriff in die Natur werden wir voraussichtlich nicht vollständig auf unserem Gelände vornehmen können. So werden wir die deshalb nötigen Ökopunkte teilweise erwerben müssen. Zum Glück für uns ist der Preis dieser Ökopunkte in den letzten Jahren sehr stark gesunken, da durch eine Änderung des Baugesetzbuches Kommunen bei der Ausweisung von Baugebieten keinen naturschutzfachlichen Ausgleich mehr leisten müssen. So eine Gesetzesänderung für Eisenbahnbauvorhaben wäre natürlich für uns auch schön, jedoch im Autoland Deutschland leider utopisch. Sobald die Planfeststellung vorliegt, kann mit der Ausschreibung der Arbeiten begonnen werden.

Die Vorbereitungen zum Bau unserer Wagenhalle in Warthausen sind jedoch inzwischen angelaufen und vor Ort sichtbar. Anfang Dezember wurde durch eine Firma das gesamte Gelände gerodet. Sämtliches Material wurde zur energetischen Verwendung vor Ort gehäckselt und sofort abgefahren. Auch die auf dem Baugelände lagernden Reisighaufen von unseren Ausschneideaktionen wurden dabei gehäckselt.

Auf dem Baugelände hatte sich in früheren Jahren Restmaterial von Bauarbeiten an der Strecke angesammelt, welches damals als Reserve für andere Baumaßnahmen eingelagert wurde. Dieses wurde sehr kritisch auf eine mögliche Wiederverwendung durchgesehen. Als Ergebnis konnten wir fast alle bisher dort lagernden Gegenstände entsorgen.

Auf dem Gelände wurden Bodenproben entnommen, um eine eventuelle Belastung des Untergrundes mit Schadstoffen abschätzen zu können. Nachdem auf dem Großteil der Fläche bisher keine Gleise verlegt waren, ist zum Glück keine wesentliche Belastung vorhanden.

Auch wurden für die Baugrunduntersuchungen Rammsondierungen vorgenommen. Hierbei werden mit einem Gerät Rohre in den Boden eingepresst und wieder aus dem Untergrund gezogen. Die im Rohr dann vorhandenen Bodenproben wurden anschließend untersucht, um den Bodenaufbau herauszufinden. Dies ist wichtig, da das Gelände des Bahnhofes Warthausen beim Bahnbau ca. 2 Meter hoch aufgefüllt wurde und keine Kenntnis über die dabei verwendeten Materialien besteht. Ohne genaue Kenntnis des Baugrundes kann jedoch keine Statik des Gebäudes erstellt werden und es könnten so teure Mehrkosten während der Bauphase anfallen.

Hinter der Halle wird ein Retentionsbecken mit einer Fläche von 200 m² für Regenwasser gebaut. Dort entsteht auch ein Ersatzbiotop für Eidechsen mit ca. 2000 m², bevor mit den Bauarbeiten begonnen wird.

Derzeit gehen wir davon aus, dass die Bauarbeiten im Frühjahr beginnen können und im nächsten Winter unsere Fahrzeuge dann endlich trocken und sicher unter Dach stehen.

Andreas Albinger / Bernhard Günzl