Mit der 18,98 km langen Linie Warthausen – Ochsenhausen eröffnete die Württembergische Staatsbahn am 30.11.1899 ihre fünfte Schmalspurbahn. Um die Jahrhundertwende wurden außerdem einige Strecken verlängert, was zu einem erhöhten Lokomotivbedarf führte. ++ 99 633 dampft wieder ++
Kleiner Bilderbogen zur 99 633 (PDF, Klick aufs Bild)
Der Lebenslauf der 99 633
Bei den notwendigen Neubauten schuf die Maschinenfabrik Esslingen mit der Gattung Tssd eine neue Lokomotivtype. T stand dabei für Tenderlokomotive, ss für Schmalspur von 750 mm und d für Duplexlokomotive. Diese Lokomotiven, welche nach ihrem Erfinder auch „Mallet“-Lokomotiven genannt wurden, arbeiteten nach dem Vierzylinder-Verbund-Prinzip.
Das heißt, der Dampfüberdruck wurde zuerst in einem Hochdrucktriebwerk und der dann teilentspannte Dampf nochmals in einem Niederdrucktriebwerk genutzt. Dadurch konnte eine gewisse Kohlenersparnis erzielt werden, was im kohlenarmen und sparsamen Württemberg sehr wichtig war. Weiterhin konnte das vordere Triebwerk in einem Drehgestell untergebracht werden, wodurch die Maschinen sehr gut auch enge Kurven durchfahren konnten, was bei den einfach gebauten und kurvenreichen Schmalspurstrecken sehr wichtig war.
Die Maschinen bewährten sich dann auch recht gut auf den krümmungsreichen Schmalspurstrecken Württembergs, obwohl die Bauart sehr kompliziert und recht unterhaltungsaufwendig war.
In den Jahren 1899 und 1901 lieferte die Maschinenfabrik Esslingen zunächst sechs Fahrzeuge mit den Fabrik-Nr. 3070 – 3072 und 3198 – 3200. Insgesamt 4 Lokomotiven, darunter die 99 633, wurden dabei fabrikneu nach Ochsenhausen geliefert.
Drei weitere Exemplare folgten als Nr. 3294, 3503 und 3698 in den Jahren 1904, 1908 und 1913. Diese Lokbauart war mit insgesamt 9 Lokomotiven damit die am häufigsten gebaute Schmalspurlokomotive der Württembergischen Staatsbahn. Bis 1928 wurde von der 99 633 und ihren Schwestermaschinen der gesamte Verkehr auf dem Öchsle durchgeführt.
Als dann stärkere Maschinen aus Sachsen beschafft werden konnten (gleiche Bauart wie die Lok Rosa des Öchsle), wurden die Maschinen zur weniger steigungsreichen Federseebahn Schussenried – Riedlingen abgegeben.
Zur Aushilfe kehrte die Lok jedoch immer wieder auf ihre alte Stammstrecke, das Öchsle, zurück. Am 18.03.1969 wurde die 99 633 als letzte ihrer Bauart ausgemustert und von der DGEG – der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V. – übernommen.
Nach einer sehr aufwendigen Aufarbeitung wurde die Lok ab Oktober 1982 auf der Strecke Möckmühl – Dörzbach für Sonderzüge eingesetzt. Bereits im Frühjahr 1985 wurde sie jedoch zur entstehenden Öchsle Museumsbahn verliehen und war dort ab 29.06.1985 im Museumsverkehr eingesetzt.
Nach einem Unfall mit einem PKW am 22.09.1990 musste die Lok zur Fahrwerksinstandsetzung in das Dampflokomotivwerk Meiningen überführt werden und kehrte danach nicht mehr nach Ochsenhausen zurück. Die DGEG wollte damals die Lok wieder auf der Strecke Möckmühl – Dörzbach einsetzen. Diese Pläne zerschlugen sich jedoch, die Gleise in Möckmühl wurden abgebaut, und so schlummerte die 99 633 im Dornröschenschlaf seit 1992 im Lokschuppen in Möckmühl.
Der große Traum: 99 633 soll wieder fahren
Wer kennt sie nicht – die 99 633? Die Sendung Eisenbahnromantik hat sie zu einer der bekanntesten Lokomotiven Deutschlands gemacht. Wie viele Tausend Male die Dampflokomotive 99 633 über die heimischen Bildschirme geschaukelt ist, kann wohl niemand genau sagen.
Juni 2002: Zurück in Ochsenhausen
Am 1. Juni 2002 kehrte die württembergische Tssd (Nummer 43) auf Grundlage eines langfristigen Mietvertrages auf ihre alte Stammstrecke – das Öchsle – zurück. Im September 2007 konnte die Lokomotive schließlich nach längeren Verhandlungen von der DGEG erworben werden. In den letzten Jahren wurde vom Verein zielstrebig auf dieses Ziel hingearbeitet und Mittel hierfür angespart bzw. durch die Bewirtschaftung des Speisewagens erarbeitet. Der nicht unerhebliche Kaufpreis konnte vom Verein deshalb vollständig aus eigenen Mitteln bezahlt werden. Die erste Hürde ist mit dem Kauf der Lok geschafft: Ziel und Traum aller Öchsle-Mitglieder ist aber die Wiederinbetriebnahme der 99 633. 
Bis zur Betriebsfähigkeit sind allerdings noch einige Hürden zu meistern, vor allem finanzieller Art. Der Original-Kessel aus dem Jahre 1899 ist stark reparaturbedürftig und muss deshalb erneuert werden. Ein Kesselneubau kann nur von einer hierzu zugelassenen Spezialwerkstätte geleistet werden. Neben den Kosten des neuen Kessels werden auch weitere Kosten für notwendige Instandsetzungen an der Lokomotive anfallen.
Je nachdem wie viele dieser Arbeiten in Eigenleistung von den Aktiven des Öchsle Schmalspurbahn e.V. erbracht werden können, schätzen wir die Gesamtkosten für die Wiederinbetriebnahme der Lokomotive auf 150.000,- € bis 200.000,- €. Dies ist aus eigener Kraft durch den Verein nicht zu schaffen! Der Verein ist deshalb zur Erreichung dieses Zieles auf Spenden angewiesen.
Juni 2011: Der neue Kessel ist vergeben
Innerhalb von drei Tagen haben zehn Helfer des Schmalspurbahnvereins die historische Lok soweit zerlegt, dass ihr innerster Kern, der Dampfkessel, frei lag. „Das gibt ein schönes Puzzle“, wurde dabei mit Blick auf den künftigen Zusammenbau gewitzelt. Damit dieser gelingt, wurden jedoch alle Anbauteile akribisch beschriftet und sorgfältig eingelagert. Außerdem wurden vom Eisenbahnsachverständigen Martin Cichon alle Details schriftlich und fotografisch dokumentiert. Schon als die Lokomotive, kurz nach Eröffnung der Öchsle-Strecke 1899, nach Ochsenhausen kam, bildete der nun ausgebaute Kessel ihr Herzstück und sorgte während eines 70-jährigen Regelbetriebs mit einer Laufleistung von rund drei Millionen Kilometern auf dem Öchsle und der Federseebahn für Dampfdruck.
In den 1970er Jahren wurde der Kessel für den Museumsbetrieb noch einmal aufgearbeitet. Doch Anfang der 90er Jahre war das Ende erreicht: „Eine weitere Restaurierung hätte das Material nicht mehr mitgemacht“, sagt Benny Bechter, Vorsitzender des Öchsle-Schmalspurvereins. Dies sah auch das Landesdenkmalamt so, das im März vergangenen Jahres den Nachbau genehmigte. Den Auftrag dafür, mit einem Volumen von 90.000 Euro, hat der Verein nun an die Spezialfirma Tschuda in Graz vergeben
(Foto: Thomas Freidank)
Juni 2012: Zuschüsse für die Restaurierung
Der Öchsle-Schmalspurbahnverein erhält aus Denkmalschutzmitteln einen Landeszuschuss von 40.000 Euro als Projektförderung für die Restaurierung der Öchsle-Lok 99 633. Damit kommt der Verein der fahrtüchtigen Wiederherstellung der „Ur-Öchsle-Lok“ von 1899 einen großen Schritt näher, ist aber weiter auf Spenden angewiesen.
Große Freude herrschte über einen weiteren Zuschuss in Höhe von 25.000,- € der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Auch unser Förderverein kann durch seinen engagierten Betrieb des Speisewagens einen großen Teil zur Finanzierung beitragen. Aber auch die Veranstaltungen unseres Vereins und nicht zuletzt die Spender tragen einen wesentlichen Beitrag dazu bei. Wegen des Mehraufwands bei der Kesselgenehmigung, den erforderlichen zusätzlichen Transporten und verschiedenen Kostensteigerungen werden wir den ursprünglich gesteckten Kostenrahmen von 200.000,- € an Fremdkosten nicht halten können und rechnen mit einem Mehrbedarf von 50.000,- €. Wir sind also weiterhin dringend auf Spenden angewiesen.
Juli 2012: Der Kessel entsteht
Es konnte bei Tschuda nicht gleich mit dem Neubau eines Kessels gestartet werden, schließlich gab es vom originalen Kessel keine technischen Unterlagen wie Zeichnungen oder Festigkeitsberechnungen. Zuerst musste also der alte Kessel vermessen und aus den Daten eine neue Zeichnung mit Berechnungen erstellt werden. Diese Arbeit war sehr aufwändig und hat sich über einige Monate hingezogen. Bevor mit den Arbeiten am eigentlichen Kessel begonnen werden konnte, mussten die Zeichnungen vom österreichischen TÜV geprüft und genehmigt werden. Im Rahmen neuer europäischer Normen werden solche Genehmigungen aus anderen EU-Ländern anerkannt, so dass keine erneute oder zweite Genehmigung in Deutschland erforderlich ist.
Leider ist nun doch ein Problem aufgetreten, das aber glücklicherweise gerade noch rechtzeitig erkannt wurde: Die neuen europäischen Normen sehen hier keine Dampfkessel für Fahrzeuge mehr vor. Nur stationäre Anlagen sind berücksichtigt. Das Eisenbahn-bundesamt (EBA) erkennt deshalb die Normen in diesem Bereich nicht an und könnte später den Betrieb der Lok untersagen. Unser technischer Projektleiter und Sachverständiger Martin Cichon hat deshalb in den letzten Wochen direkt in der Zentrale des EBAs in Bonn mit den dort zuständigen Mitarbeitern nach einer Lösung gesucht. Das Problem ist übrigens nicht darin begründet, dass wir den Kessel im Ausland fertigen lassen. Andere Vereine haben das gleiche Problem mit in Deutschland gefertigten Kesseln, die bereits auf Lokomotiven montiert sind und für die das EBA jetzt die Zulassung verweigert. Das wollten wir natürlich auf jeden Fall verhindern. Wir wollen gar nicht daran denken, dass unsere 99 633 eines Tages fertig und betriebsbereit in Ochsenhausen steht, aber keine Zulassung bekommt! Deshalb wurde mit dem EBA vorab eine vom Amt akzeptierte Vorgehensweise vereinbart. Dazu muss der österreichische TÜV zusätzlich bestätigen, dass äußere Einflüsse auf den Kessel durch den Fahrbetrieb keine negativen Auswirkungen haben. Dazu muss aber die Befestigung des Kessels auf dem Lokrahmen zusätzlich betrachtet werden. Wir müssen also auch den Lokrahmen nach Graz bringen. Das wird unmittelbar nach dem Bahnhofsfest geschehen.
Am Fest kann der Lokrahmen mit Fahrwerk bereits auf dem LKW verladen besichtigt werden. Wir sind froh, als erste Museumsbahn in Deutschland eine Lösung für dieses Zulassungsproblem gefunden zu haben, wenngleich dies auch einen erheblichen Mehraufwand bedeutet; auch in finanzieller Hinsicht. Das Projekt wird zeitlich dadurch auch etwas verzögert. Allerdings müssen zahlreiche für die Nachweise erforderliche Arbeiten, wie das Anpassen der Auflagen für den Kessel am Rahmen, sowieso gemacht werden und werden jetzt nur zum Kesselhersteller verlagert.
Die neue Feuerbüchse ist im Juli 2012 fertig verschweißt. Rechts liegt der neue Dampfdom. Im Hintergrund der neue Rohrsatz (Foto: Martin Cichon).
Verschiedene Komponenten der Lok befinden sich bereits in den Werkstätten Warthausen und Ochsenhausen in Arbeit. In Warthausen wird außerdem die Aufarbeitung des Aschkastens vorbereitet. In Ochsenhausen befinden sich die Kupplungen in Arbeit, die auf Wiegebalken umgebaut werden müssen, um mit allen Öchsle-Fahrzeugen kompatibel zu sein. Außerdem müssen verschiedene Schäden an den Kupplungen behoben werden und die Lok soll vorne wieder den ursprünglichen runden Puffer erhalten. Weitere Komponenten werden noch in unseren eigenen Werkstätten folgen. Bei allen Arbeiten wird größter Wert auf originalgetreue und denkmalgerechte Ausführung gelegt. Nachträgliche Umbauten sollen rückgängig gemacht werden, soweit sie nicht betrieblich oder aus Sicherheitsgründen unbedingt erforderlich sind.
Die aufwändigsten Arbeiten, Fahrwerksuntersuchung, Einbau des Kessels und Montage, können aber aus Kapazitätsgründen in absehbarer Zeit nicht bei uns durchgeführt werden. Durch den laufenden Fahrbetrieb und weitere anstehende sehr aufwändige Hauptuntersuchungen an dringend benötigten Wagen sind unsere Werkstätten bereits über viele Monate hinaus ausgelastet. Wir möchten mit der Lokomotive auf keinen Fall eine Dauerbaustelle aufmachen, sondern sie in absehbarer Zeit wieder dampfen sehen. Da sehen wir uns auch gegenüber den zahlreichen Spendern in der Verantwortung.
Auch hier zeichnet sich jedoch eine Lösung ab: Die Werkstatt der Zillertalbahn in Österreich hat Interesse an diesen Arbeiten. Sehr vorteilhaft wäre für uns, dass dort sehr viel Erfahrung mit schmalspurigen Dampfloks unterschiedlicher Baureihen vorhanden ist und die Lokomotive dort auch ausgiebig getestet werden kann, bevor sie nach Ochsenhausen zurückkehrt. Außerdem kann die Werkstatt auf qualifiziertes Fachpersonal zurückgreifen, das noch bei der Reichsbahn in der ehemaligen DDR die Dampflokunterhaltung gelernt hat.
Den Kontakt zur Zillertalbahn gibt es bereits seit rund eineinhalb Jahren. Die Fachleute haben damals schon die Lok besichtigt und genauere Inspektionen, wie das Innere der Zylinder, vorgenommen. Leider konnte jedoch aus Kapazitätsgründen und wegen anderer örtlicher Gegebenheiten damals keine Zusage über die Ausführung der Arbeiten gemacht werden. Selbstverständlich hatten wir auch bei verschiedenen anderen geeigneten Werkstätten angefragt. Die wenigen überhaupt eingegangenen Angebote entsprachen allerdings leider nicht unseren Vorstellungen bezüglich Kosten und Ausführungszeitraum.
Die Saison 2014 ist unser Ziel, schließlich feiert die Maschine dann ihren 115. Geburtstag und das bietet sich für die Wiederinbetriebnahme natürlich an!
September 2012: Das Fahrwerk folgt
Um den Kessel direkt an den Rahmen anpassen zu können folgte auch der Lokrahmen mit Fahrwerk nach Graz. Jetzt ist fast die ganze Maschine in Österreich. Soweit war sie noch nie von Ihrer württembergischen Heimat weg …. (Foto: Bernhard Günzl)
Januar 2013: Das weitere Vorgehen wird festgelegt
Alle Teile des Kessels sind gefertigt und der Kessel ist teilweise bereits geheftet. Bevor er endgültig verschweißt werden kann, muss jedoch eine Abnahme durch den österreichischen TÜV als zuständige Zulassungsstelle erfolgen. Wie in der letzten Ausgabe berichtet, ist dies kein einfaches Unterfangen, da es auch in einem vereinten Europa keineswegs selbstverständlich ist, dass alle Zulassungen gegenseitig anerkannt werden. Wir wollen uns auf jeden Fall absolut absichern und stehen deshalb in Kontakt mit dem Eisenbahnbundesamt in Deutschland und dem TÜV in Österreich. Da der für Zulassungen zuständige Mitarbeiter des Kesselherstellers die Firma leider verlassen hat und noch kein Nachfolger in Sicht ist, hat unser Sachverständiger Dr. Martin Cichon die Aufgabe übernommen, zwischen den Beteiligten zu vermitteln und die Zulassungsarbeiten zu koordinieren. Da dazu Reisen nach Wien und Graz erforderlich sind, ist dies eine recht aufwändige Aufgabe.
Mit der Werkstatt der Zillertalbahn wurden bei einem Besuch in Jenbach die erforderlichen Arbeiten besprochen und kostenmäßig abgeschätzt. Auch dies ist nicht einfach, da der erforderliche Aufwand an vielen Bauteilen erst nach deren eingehender Untersuchung beurteilt werden kann. Da sich die Arbeiten an der dort in Aufarbeitung befindlichen Dampflok Kh 101 der Feistritztalbahn etwas verzögern und dann die eigenen Loks für die Dampfsaison vorbereitet werden müssen, haben wir den Start der Arbeiten an der 99 633 jetzt auf Juni festgelegt. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass der größte Teil der Arbeiten noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann und die Wiederinbetriebnahme dann im Jahr 2014 zum 115. Geburtstag der Lok erfolgen wird.
Auch in den eigenen Werkstätten wird an Komponenten der Lok gearbeitet, obwohl hier natürlich gerade die Vorbereitung der Fahrzeuge für die Saison 2013 höchste Priorität hat. Die Lichtmaschine ist bereits fertig. Ebenso die Ölsperren. Noch vor Weihnachten hat Rouven Kuhrke den Armaturenstock fertiggestellt, der jetzt komplett aufgearbeitet wieder schwarz und messingfarben glänzt. Weiteren Komponenten wie Regler und Speiseventile wird er sich noch annehmen. In Warthausen läuft außerdem die Planung für die Instandsetzung und Verbesserung des Aschkastens. In Ochsenhausen sind die Kupplungen in Arbeit.
März 2013: Denkmal des Monats
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die älteste Öchsle-Lok 99 633 aus dem Jahr 1899 als „Denkmal des Monats“ im März ausgezeichnet. Die Stiftung möchte mit der Ehrung einerseits auf besonders herausragende Kulturdenkmale hinweisen, andererseits Leistungen der Denkmaleigentümer würdigen.
August 2013: Kessel fertig gestellt
Da die Fertigstellung des Kessels langsam absehbar wurde, galt es im Juni auch die restlichen noch in Ochsenhausen eingelagerten Komponenten zu verpacken und auf die Reise ins Zillertal zu schicken. Bereits bei der Demontage der Lokomotive wurden alle Teile erfasst und beschriftet. Jetzt wurden die Teile, möglichst nach Baugruppen sortiert, sorgsam verpackt und verladen. Während am Anfang der Aktion kaum einer der Beteiligten glaubte, dass die komplette Ladefläche des Sattelaufliegers auch benötigt werden würde, stellte sich schnell heraus, dass die Paletten und die großen Teile, wie zum Beispiel die Wasserkästen, sehr geschickt platziert werden mussten, um alles unter zu bringen! So konnte sich dann am 15. Juni 2013 ein doch recht voll bepackter LKW auf den Weg nach Österreich machen. In Jenbach wurden die Teile dann sicher in Güterwagen verstaut.
Zurückgeblieben sind jetzt noch einige Komponenten, die hier in der eigenen Werkstatt aufgearbeitet und dann zur Montage beigestellt werden. Dazu gehören große Teile wie der Aschkasten, Anbauteile wie die Lampen, der Armaturenstock oder auch der Tacho.
Spannend wurde es in Graz dann noch einmal, als im Juli die Kaltwasser-Druckprüfung und die TÜV-Abnahme des Kessels anstand. Auch hier gab es wieder ein paar kleinere Terminprobleme, vor allem natürlich durch die beginnende Urlaubszeit. Dann ging aber alles doch noch sehr schnell und zufriedenstellend über die Bühne. Anfang August konnte sehr kurzfristig noch ein Transport von Graz nach Jenbach organisiert werden, so dass jetzt (fast) alle Teile unseres Originals zumindest wieder beieinander sind. Auch der alte Kessel wurde zur Zillertalbahn gebracht. Er dient noch als Muster für die Befestigungen der Kesselverkleidung. Eventuell können die alten Befestigungen sogar für den neuen Kessel wiederverwendet werden. Nach Abschluss der Arbeiten soll der Originalkessel einen würdigen Platz in der Eisenbahn-Erlebniswelt Horb bekommen.
Beim Öchsle selbst ist leider kein geeigneter Platz vorhanden, denn eine Ausstellung, so war man sich im Vorstand schnell einig, soll nur an einem überdachten Ort erfolgen.
Als nächstes findet jetzt Anfang September in Jenbach eine Abstimmung über den weiteren Ablauf der Aufarbeitung, die Reihenfolge und den Umfang der Arbeiten statt. Ein detaillierter Plan wurde zwar bereits im vergangenen Winter aufgestellt, jetzt gilt es aber, den Umfang am “Objekt” zu besprechen und festzulegen. Unsere Dampflokspezialisten Martin Cichon und Florian Jauch werden daran teilnehmen. Martin Cichon hat bereits als Sachverständiger den Kesselneubau betreut und dabei etliche schwierige organisatorische und zulassungsrechtliche Hürden gemeistert.
Zwar sind wir durch die Verzögerungen am Schluss nun doch schon wieder etwas unserem aktuellen Plan hinterher, der Transport nach Jenbach war ursprünglich für Juni geplant, wir hoffen aber, dass wir durch die guten Vorarbeiten und die geplanten Eigenleistungen den vorgesehenen Termin zur Wiederinbetriebnahme der 99 633 im Jahr 2014 zu ihrem 115. Geburtstag doch noch halten können.
Oktober 2013: Zerlegt und wichtige Komponenten geprüft
Die Lokomotive ist komplett zerlegt und untersucht. Zum Glück haben sich keine größeren bisher unbekannten Schäden herausgestellt. Der Rahmen wurde bereits komplett entrostet und wartet auf die Grundierung. (Foto: Roland Hölbling)
Die Radsätze der Lok sich noch in gutem Zustand. Sie haben die vorgeschriebenen Prüfungen ohne Probleme bestanden. (Foto: Roland Hölbling)
Das Fahrwerk der Lok wurde als erste Arbeit der Zillertaler Werkstatt komplett zerlegt und untersucht. Zum Glück stellten sich, neben dem bereits bekannten Schaden der Lagerung des Drehgestells, keine allzu großen Probleme heraus. Ein Federbund ist gebrochen und kleinere Risse an unkritischen Stellen müssen geschweißt werden.
Es wurde entschieden, alle Federn in eine externe Werkstatt zu Prüfung und Reparatur zu geben. Damit soll jedes Risiko für den späteren Betrieb vermieden werden.
Die Achslager sind in einwandfreiem Zustand und bedürfen keiner Überarbeitung. Auch die Radsätze konnten ohne Überarbeitung bereits einer Riss- und Profilprüfung unterzogen werden, die keine Beanstandungen ergab.
Wasser- und Kohlekästen sind zurzeit beim Sandstrahlen. Der originale Wasserkasten hat innen starke Rostschäden. Beide Wasserkästen werden mir einer Spezialbeschichtung versehen.
Die Kesselverkleidungsbleche sind schon an den neuen Kessel angepasst.
Dezember 2013: Die erste Farbe
Alle Arbeiten am Rahmen konnten abgeschlossen werden. Die Lagerung des Drehgestells wurde aufwändig überarbeitet. Die Rückstellfedern haben bei einer Überprüfung deutlich unterschiedliche Längen und damit Federkräfte gezeigt, so dass sie ebenfalls ersetzt werden müssen.
Rahmen und Drehgestell wurden lackiert. Damit hat die Lok die erste neue Farbe bekommen!
Um das Innere der Wasserkästen sandstrahlen zu können, mussten die Wasserkästen aufgeschnitten und nach dem Sandstrahlen wieder zugeschweißt werden. Beim alten originalen Wasserkasten musste außerdem das Bodenblech erneuert werden. Nach dem Sandstrahlen war es kurz vor dem Durchbrechen. Nach dem Grundieren wurde die Dichtheitsprüfung erfolgreich bestanden.
In der Werkstatt Warthausen werden die Federaufhängungen komplett neu gefertigt. Bei der Prüfung hatte sich herausgestellt, dass hier ein buntes Sammelsurium altbrauchbarer Teile verbaut war, die teilweise schon sehr stark verschlissen und geschweißt waren.
März 2014: Der Zusammenbau beginnt
Nach der Fertigstellung der Federaufhängung, dem Abschluss der Lackierungsarbeiten an Rahmen und Drehgestell und der Beschaffung neuer Rückstellfedern für das Drehgestell konnte mit der Montage der Lok begonnen werden. Erstmals geht es wieder in die andere Richtung: Hin zu einer fertigen Lok!
Erster Schritt war die Verbindung des Drehgestells mit dem Rahmen der Lok über die komplett aufgearbeitete und teilweise neu gefertigte Verbindung. Nach Montage der geprüften Lager konnte die Lok eingeachst werden. Jetzt steht sie wieder auf eigenen Rädern. Im Anschluss wurden bereits verschiedene Kleinteile am Rahmen montiert. Auch neue Schmierleitungen und die in Warthausen aufgearbeiteten Ölsperren sind schon angebracht. So gut wie jetzt kommt man natürlich nie wieder an den Rahmen.
Auch in Warthausen gingen die Arbeiten weiter. Die Sanierung und Optimierung des Aschkastens konnte abgeschlossen werden. Auch die beiden Puffer mit Kupplungen sind schon bereit für den Einbau.
Mai 2014: Mit dem Kessel vereint
Nach Anlieferung des Aschkastens bei der Zillertalbahn konnte der Kessel montiert werden. Die Kesselverkleidung ist bereits angebracht. Ebenso die Lichtmaschine und der Schornstein. Auch zahlreiche weitere Kesselanbauteile haben schon ihren Platz gefunden. Die beiden Puffer mit Kupplungen wurden in Warthausen aufgearbeitet und sind bereits eingebaut. Etwas Kopfzerbrechen bereitete die vordere Kupplung. Da die Lok ursprünglich in den Endbahnhöfen stets gedreht wurde, war diese nur als Rangierkupplung ausgelegt und unzureichend geführt und gefedert, was zu einigen Schäden geführt hatte. Nach gemeinsamen Beratungen konnte hier eine Lösung zum Umbau gefunden werden, die das äußere Erscheinungsbild nicht verändert.
Sorgen bereitet derzeit noch die Luftpumpe. Beim Zerlegen hat sich der Zustand als wesentlich schlechter als gedacht herausgestellt. Kolben und Kolbenstange mussten bei uns komplett neu gefertigt werden.
August 2014: Die Wasserkästen sind montiert
Nach der Montage der Wasserkästen und des Unterteils des Führerstands nimmt unser Maskottchen immer mehr Form an. Auch das Bremsgestänge ist bereits komplett eingebaut. Am Kessel sind die meisten Armaturen angebracht. Zum Teil wurden diese bei uns als Eigenleistung in der Werkstatt Warthausen aufgearbeitet (kompletter Armaturenstock, Kesselspeiseventile). Das Gestänge der Lok ist zum Einbau vorbereitet. Dazu mussten die bereits vor Jahren überarbeiteten Lagerschalen kontrolliert und eingepasst werden. Problematisch war hier, dass das Gestänge nicht von uns demontiert wurde und jahrelang an verschiedenen Orten eingelagert war. Deshalb liegen keine Erfahrungen und keine Dokumentationen von der Demontage vor.
Größtes Projekt in der eigenen Werkstatt war die Luftpumpe. Der Dampfzylinder musste überarbeitet werden. Der neu gefertigte Dampfkolben ist eingebaut. Ein erster Probelauf, noch mit Druckluft betrieben, war sehr positiv.
November 2014
„Der Traum aller Öchsle-Freunde ist, dass 99 633 einmal wieder auf dem Öchsle dampfen kann.“ So oder ähnlich stand es in den vergangenen Jahren in zahlreichen unserer Publikationen. Der Traum ist Wirklichkeit geworden! Am 03.11. hat unser neues Schmuckstück erfolgreich Probefahrten im Zillertal absolviert. Bei der Lastprobe schleppte sie einen rund 90 t schweren Wendezug problemlos mit 30 Stundenkilometer über die Steigung zwischen Strass und Schlitters. Die Kollegen im Zillertal haben hier hervorragende Arbeit geleistet und auch die Zulieferung der in der eigenen Werkstatt aufgearbeiteten Teile hat einwandfrei geklappt. Auf dem Foto fehlt noch die Domverkleidung mit dem typischen Fabrikschild.
Die offizielle Inbetriebnahme erfolgt im Rahmen einer Sonderfahrt von Jenbach nach Mayrhofen am 22.11.2014. Abfahrt ist in Jenbach um 10:50 Uhr. Die Rückkehr wird gegen 18 Uhr sein. Fotohalte, Zugkreuzungen, Überholungen und evtl. Parallelfahrten auf den zweigleisigen Abschnitten sind eingeplant. Ebenso ein Aufenthalt in Mayrhofen. Wer vorzeitig zurückkehren möchte, hat die Möglichkeit mit der Sonderzugfahrkarte für 19,20 € auch die halbstündlich verkehrenden Regelzüge zu benützen.
Wir möchten Sie herzlich zu diesem einmaligen Ereignis einladen. Kommen Sie ins Zillertal und feiern Sie mit uns!
Im Anschluss wird die Lok nach Ochsenhausen überführt, wo dann im kommenden Frühjahr die offizielle Inbetriebnahme in der Heimat erfolgen wird.
April 2015: Die Einweihung
Am 25.04. war große Tag auf der alten Stammstrecke: Mit einem Festakt erfolgte die offizielle Wiederinbetreibnahme der Lok. Auf dem Führerstand der letzte noch lebende Lokführer aus der Bundesbahnzeit der 99 633: Josef Wahl. Natürlich fehlte auch der obligatorische Geißbock der schwäbischen Eisenbahn nicht. Als besonderes Schmankerl wurde der Sonderzug für die geladenen Gäste komplett aus originalen württembergischen Schmalspurwagen gebildet. Der öffentliche Sonderzug am Nachmittag musste dann mit weiteren Wagen verstärkt werden.
Hier konnte unser neuer Star zeigen, was in ihr steckt: Trotz mittlerweile einsetzendem Regen und damit rutschigen Schienen hatte 99 633 keine Probleme ihren stattlichen Zug über die Steigungsabschnitte Äpfingen – Sulmingen und Wennedach – Reinstetten zu ziehen.
Auch die Saisoneröffnung am 1. und 2. Mai lag, leider bei denkbar schlechtem Wetter, fest in der Hand der Tssd. Trotz der widrigen Bedingungen säumten wieder etliche Fotografen die Strecke und auch die Züge waren gut besetzt.
Ihre ersten Einsätze nach der Komplettaufarbeitung hat 99 633 mit Bravour und ohne Probleme bestritten.
Foto: Stephan Czarnecki
Und wie geht es weiter?
Um sicher zu gehen und die ersten Erfahrungen mit der Maschine berücksichtigen zu können, wurden nach der Einweihung zuerst einmal keine Einsätze fest geplant. Kleinere Optimierungen und Nacharbeiten, die im Rahmen der Inbetriebnahme im Zillertal und beim Öchsle aufgekommen sind, sollen ohne zeitlichen Druck abgearbeitet werden können, so wie es die Kapazität unserer momentan durch den Fahrbetrieb und die dringend abzuschließende Hauptuntersuchung der Diesellok V22-01 stark ausgelasteten Werkstatt zulässt.
Außerdem müssen die originalen württembergischen Kupplungen noch so angepasst werden, dass sie mit allen Öchsle-Fahrzeugen kompatibel sind und die Lok universell eingesetzt werden kann. Das ist durch die Mischung aus schweizerischen, österreichischen und württembergischen Fahrzeugen nicht ganz anspruchslos. Damit die Anpassungen der Kupplungen direkt vor Ort getestet werden können, wurden diese Arbeiten auch nicht an die Zillertalbahn vergeben.
Der nächste sichere Einsatz der 99 633 ist am Bahnhofsfest am 13.09. Sie wird dort den bisher von V22-01 geführten Sonderzug bespannen, der auch wieder aus den originalen württembergischen Wagen bestehen wird. Allerdings ist eine Verstärkung durch weitere Wagen unter Umständen erforderlich. Falls es davor Einsätze gibt, werden diese kurzfristig im Internet angekündigt werden.
Ab der Saison 2016 wird 99 633 einen festen Einsatzplan bekommen, der dann auch im Fahrplan-Prospekt und im Internet veröffentlicht wird.
Ihre Spende hilft
Helfen auch Sie mit einer Spende, damit sich Alt und Jung stets an dieser einzigartigen Lokomotive erfreuen können.
Spendenkonto des Öchsle e. V.:
Bank: Kreissparkasse Biberach
IBAN: DE32 6545 0070 0000 6169 44
BIC: SBCRDE66XXX
Da der Verein gemeinnützig ist, können Spenden bis 200,- € unter Vorlage der Überweisungsquittung beim Finanzamt geltend gemacht werden. Für größere Spenden erhalten Sie bei vollständiger Adressenangabe eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt.
Sie können das Projekt auch unterstützen, indem Sie Mitglied werden: Aufnahmeantrag (PDF)
Für weitere Informationen steht Ihnen unser Zugpersonal gerne zur Verfügung. Wir freuen uns über Ihr Interesse und bedanken uns für ihre Unterstützung. Natürlich können Sie uns auch eine E-Mail senden:
info@das-oechsle.de
Das Faltblatt zur 99 633 mit allen Infos finden Sie hier.
Urkunden in Gold, Silber und Bronze
„99 633 wird wieder dampfen“ – mit diesen Spendenurkunden bedankt sich der Verein Öchsle Schmalspurbahn e.V. für die Unterstützung.
Als Dank für Ihre Unterstützung erhalten Sie:
Ab 100,- € eine Stifterurkunde.
Ab 250,- € eine Stifterurkunde in Bronze.
Ab 500,- € eine Stifterurkunde in Silber und
einen Nachguss des Lokschildes.
Ab 996,33 € eine Stifterurkunde in Gold und einen
Eintrag auf der Spendertafel an der Lok.
Der Spendenstand
Die Entwicklung des Spendenkontos für die 99 633:
31.12.2003: 5.344 €
30.06.2004: 5.882 €
31.12.2004: 7.214 €
30.06.2005: 7.589 €
31.12.2005: 9.084 €
30.06.2006: 10.337 €
31.12.2006: 12.713 €
31.06.2007: 42.533 € – Kauf der Lok
31.12.2007: 11.653 €
31.12.2008: 24.400 €
31.12.2010: 110.000 €
13.02.2012: 155.652 €
31.12.2012: 185.646 €
Technische Daten
Betriebsnummer K.W.St.E.: 43
Betriebsnummer DR/DB: 99 633
Erbauer: Maschinenfabrik Esslingen
Baujahr: 1899
Fabriknummer: 3072
Leistung: 250 PS
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Leergewicht: 21,8 Tonnen
Dienstgewicht: 28,7 Tonnen
Wasservorrat: 2,50 m3
Kohlevorrat: 1,00 t
Beschaffungspreis: 36240 Reichsmark
(damaliger Handwerkerlohn zum Vergleich 30 Pf/Std)
Kesselabnahme, Esslingen, 6. Oktober 1899 (vergrößern)
Quellennachweis:
– Brod, Michael: Die Dampflokomotive 99 633, DGEG e. V., 1983
– Obermayer, Horst J.: Taschenbuch Deutsche Schmalspur-Dampflokomotiven,
Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart; 1980