Historische Öchsle Lokomotive dauerhaft für die Museumsbahn gesichert.
Ochsenhausen – Der Öchsle Verein hat die Dampflokomotive 99 651 endgültig erworben und dauerhaft für die Öchsle Museumsbahn gesichert. Bereits 2016 kam die Lokomotive als Leihgabe der Stadt Steinheim an der Murr im Landkreis Ludwigsburg zum Öchsle. Der von vielen Wechselfällen geprägten Geschichte der Lok kann damit ein neues Kapitel hinzugefügt werden.
Erbaut 1918 von der Lokfabrik Henschel in Kassel war die Lok ursprünglich für einen Einsatz bei den Kaiserlichen Heeresfeldbahnen in der Militärgeneraldirektion Warschau vorgesehen. Als die Lok fertig gestellt werden konnte, war der Erste Weltkrieg im Osten allerdings schon vorbei. Die Sächsischen Staatseisenbahnen nutzten die Chance und erwarben die Lok 1919 mit einigen weiteren baugleichen Loks aus der Konkursmasse des Kaiserreichs. In Sachsen wurden die Loks als sechste Baureihe von Schmalspurloks als sächsische VI K benannt und bewährten sich sehr gut. Als 1928 die Züge auf der Öchsle Strecke für die bis dahin alleine eingesetzten Mallet Maschinen zu schwer wurden, stationierte die Deutsche Reichsbahn die Lok 99 651 mit einer Schwesterlok nach Ochsenhausen um. In Ochsenhausen wurde die Lok schon bald zur Stammlok der Strecke und zog 1964 auch die Abschiedszüge des Personenverkehrs. 1965 stationierte die Bundesbahn die Lok zur Bottwartalbahn zwischen Marbach am Neckar und Heilbronn um, wo die Lok noch bis 1969 zum Einsatz kam. Die Stadt Steinheim nutzte anschließend die Chance und lotste die Lok auf einen Denkmalsockel am Bahnhof Steinheim. Zum Glück blieb sie so in ihrem letzten Einsatzbereich erhalten, obwohl sie die meiste Einsatzzeit in Oberschwaben verbracht hatte. Dem Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt, fristete die Lok dort bis 2016 ihr zum Schluss eher trauriges Dasein.
2016 konnte der Öchsle Verein die Lok als Leihgabe von der Stadt Steinheim übernehmen, nachdem man sich schon 1984 vergeblich um die Lok bemüht hatte. Damals wollte man sich jedoch partout nicht von der Lok trennen. In Ochsenhausen wurde zwischenzeitlich die Lok teilweise neu lackiert, ein neuer Holzboden im Führerhaus eingebaut, Glasfenster erneuert, die elektrische Anlage der Lok repariert und die Lok provisorisch rollfähig gemacht, um diese geschützt im Lokschuppen unterstellen zu können.
Weitere Arbeiten an der Lok, um die vollständige Rollfähigkeit wieder herzustellen, sind relativ teuer. Größere Beträge wollte der Verein jedoch nicht in eine Leihgabe investieren. Die Bitte, den Leihvertrag durch einen Kaufvertrag zu ersetzen, stimmte der Gemeinderat von Steinheim nun zu. „Wir freuen uns, die Lok in unser Eigentum übernehmen zu können und bedanken uns bei der Stadt Steinheim für die gute Lösung“ freut sich Benny Bechter, Vorsitzender des Öchsle-Vereins. In den kommenden Monaten und Jahren sollen nun weitere Arbeiten an der Lok erfolgen, um diese museumsgerecht präsentieren zu können. Und wer weiß, vielleicht dampft die Lok ja auch eines Tages wieder.
Text: Andreas Albinger
Fotos: Benny Bechter
Bild 1: 99 651 vor dem Lokschuppen Ochsenhausen. Gut zu erkennen ist, dass für die provisorische Rollfähigkeit der Lok das Triebwerk an den Rädern entfernt werden musste.
Bild 2: 99 651 im Lokschuppen Ochsenhausen. Um die Lok nach 50 Jahren Aufstellung im Freien in den Lokschuppen schieben zu können, waren umfangreiche Arbeiten notwendig.
Bild 3: 99 651 vor dem Lokschuppen Ochsenhausen. Im Rahmen des Kinderfestes wurde die Lok von vielen bestaunt. Durch den neuen Boden des Führerhauses ist dieses für Besucher begehbar.
Bild 4: Bereits kurz nach Ihrer Heimkehr stand die Lok im Interesse der Besucher und wertete die Museumsbahn aus musealer Sicht stark auf. So wie hier beim Öchslefest 2016. Für Kinder steht natürlich die Handhebeldraisine als Spaßfaktor an erster Stelle.
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