(tf) – Im Warthauser Lokschuppen der Öchsle-Bahn arbeiten etwa zehn Mitglieder des Öchsle-Schmalspurbahnvereins ehrenamtlich daran, die derzeitige Hauptlok des Museumsbetriebs, die 62-jährige 99 788 „Berta“, für die kommende Saison einsatzbereit zu machen. Auch an der Ur-Öchsle-Lok 99 633, Baujahr 1899, sind Arbeiten nötig, während 99 716 „Rosa“ von 1927, mittlerweile weitgehend zerlegt, noch auf ihre Hauptuntersuchung warten muss.

Minus 24,9 Grad zeigt das Laserthermometer am Lager einer Triebwerksstange. Das ist genug: Der umgebende Stahl wird nun mit dem Schweißbrenner heiß gemacht und nach kurzer Zeit kann die Lagerbuchse ganz leicht herausgedrückt werden. Den Trick erläutert Professor Martin Cichon vom Schmalspurbahnverein: „Wir füllen die Lager mit Trockeneis, wodurch sie sich etwas zusammenziehen“. Früher mussten die Lager mit hohen Drücken aus- und eingepresst werden. Durch das neue Trockeneisverfahren sei die Gefahr, die Buchsen zu beschädigen, viel geringer, wie Cichon erklärt. Die Bronzebuchsen werden dann neu mit Weißmetall ausgegossen und auf die erforderlichen Maße gebracht.
Die Triebwerksstangen, für welche die Lager aufgearbeitet werden, gehören zur Öchsle-Dampflok 99 788 „Berta“, die seit 2012 die Hauptlast im Museumsbetrieb trägt. „Ein gewisser Verschleiß ist da normal“, sagt Benny Bechter, Vorsitzender des Schmalspurbahnvereins. Auch Dampf- und Überhitzerrohre mussten überprüft und teilweise neu abgedichtet werden. „Zudem stehen noch Schweißarbeiten am Dampfkessel an“, so Bechter.
Neben den Arbeiten in Warthausen wurden auch Aufträge an Spezialfirmen vergeben. Beispielsweise ging eine Achse zur Reparatur eines Kuppelzapfens ins Dampflokwerk Meiningen und eine Schmierpumpe musste zur Instandsetzung nach Bremen geschickt werden. Es ist die vorletzte Saison, für die „Berta“ 2018 vorbereitet wird, bevor ab 2020 im Rahmen der Hauptuntersuchung eine grundlegende Überholung der Lok ansteht. „Berta“ wurde 1956 bei Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg in einer Nachbauserie des sächsischen Typs VII K gebaut.
Im Museumsbetrieb wird sie seit 2014 vom Öchsle-Schmuckstück, der Württembergischen Mallet Tssd 99 633 von 1899, ergänzt. Auch an dieser „Ur-Öchsle-Lok“ werden derzeit einige Reparaturen und Wartungsarbeiten durchgeführt. Beispielsweise wurden die Schwingen, Teile der Dampfsteuerungsmechanik, erneuert sowie die Bremsanlage und andere sicherheitsrelevante Teile überprüft.
Vergeblich schaut man sich im Warthauser Lokschuppen nach 99 716 „Rosa“ um. Lediglich Einzelteile, wie die Radsätze, sind zu erkennen. Tatsächlich ragt das Herz der Lok, reduziert auf den Rahmen und den Dampfkessel, wie eine skurrile Technikskulptur vor dem Gebäude aus dem Schnee. „Rosa liegt zur Zeit auf Eis, weil wir uns vor der Saison auf die anderen Loks konzentrieren müssen“, sagt Benny Bechter. 2020 muss sie wieder auf der Öchsle-Strecke dampfen  um „Berta“ zu ersetzen. Zuvor ist eine umfassende Überholung und Abnahme im Rahmen einer Hauptuntersuchung nötig. Bislang wurde „Rosa“ soweit zerlegt, dass der Umfang der Arbeiten abgeschätzt werden kann. „Gerade holen wir Angebote ein, dann entscheiden wir, was in Warthausen oder in Fremdwerkstätten gemacht wird“, erläutert Bechter den aktuellen Stand.

INFO: Das Öchsle startet am 1. Mai in die Saison 2018. Reservierungen für Sonderfahrten sind bereits jetzt unter Telefon 07352/922026 möglich. Nähere Informationen auch im Internet unter www.oechsle-bahn.de.

Text & Fotos: Thomas Freidank

Medienmitteilung vom 26. Februar 2018 herunterladen: oechsle-dampflokwerkstatt2018.txt

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